Kreuzband-OP

Ob junge Menschen oder ältere Senioren – eine Kreuzbandruptur kann jeden treffen. Nichtsahnend duelliert man sich mit Freunden beim Fußball im Stadtpark oder versucht sich an dem neuen Gartengerät und im nächsten Augenblick schmerzt das Knie und knickt instabil ein. Ein Kreuzbandriss ist die häufigste Verletzung im Knie und kann unbehandelt zu erhöhter Sturzgefahr, chronischen Schmerzen und vorzeitigem Gelenkverschleiß führen.

Doch nicht immer muss man das geschädigte Kreuzband operieren. Es gibt mehrere Möglichkeiten der konservativen Behandlung, die unter bestimmten Voraussetzungen auch erfolgversprechend sind. Wenn es zu einer Kreuzband Operation kommt, so können Betroffene nach dem Eingriff mithilfe einer anschließenden Rehabilitationsmaßnahme in den meisten Fällen von einer vollständigen Ausheilung und einer Vollbelastung des Knies ausgehen.

Das Kreuzband – mehr als ein Verbindungsstück im Knie

Der Oberschenkelknochen ist mit der Kniescheibe und dem Schienbein durch das Kniegelenk verbunden. Es stellt das größte Gelenk im menschlichen Körper dar und zählt zu den Scharniergelenken. Überzogen sind die drei knöchernen Gelenkflächen von halbmondförmigen Faserknorpelscheiben, den Menisken. Da die knöchernen Elemente des Kniegelenkes sehr instabil sind, werden sie durch verschiedene Bänder gehalten. Neben dem Außen- und dem Innenband spielen die Kreuzbänder die wichtigste Rolle.

In die äußere Schicht der Gelenkkapsel eingebaut werden den Kreuzbändern aufgrund ihrer weiten Fächerung der Fläche mehrere Aufgaben zuteil:

Sowohl bei der Beugung, als auch bei der Streckung sind das vordere und das hintere Kreuzband aktiv. Sie verhindern ein Überstrecken des ausgestreckten Beines, wirken dem Vorschub des Schienbeines bei Beugung entgegen, verhindern das Weggleiten des Unterschenkels zur Seite und stabilisieren das Kniegelenk unter Last und Krafteinwirkung. Ohne das hintere und vordere Kreuzbein wäre eine physiologische Bewegung nicht möglich.

 

Kreuzbandriss – was nun?

Ursache eines inkompletten oder kompletten Kreuzbandrisses sind Sport- oder Autounfälle, bei dem das Kniegelenk, bei gleichzeitiger Drehung des Ober- oder Unterschenkels, abrupt in seinem Bewegungsablauf gebremst oder aufgestemmt wird. Dies geschieht vor allem bei Ballsportarten, beim Skifahren oder bei Gartenarbeiten. In den meisten Fällen ist das vordere Kreuzband von einer Verletzung betroffen, da das hintere Kreuzband doppelt verläuft und dadurch stabiler ist.

Eine Kreuzbandruptur erkennen Betroffene meist an einem knallenden oder schnalzendem Geräusch im Kniegelenk, begleitet von einem Ruck und stechenden Schmerzen. Das Kniegelenk schwillt innerhalb kürzester Zeit deutlich an und kann sich auch erwärmen. Zudem bemerken Patienten häufig das sogenannte „giving-way-Syndrom“, ein Gefühl des ausbrechenden Knies beim Gehen. Die Symptome verstärken sich beim Treppensteigen oder Bergabgehen. Wenn Sie eine Kreuzbandverletzung erlitten haben, sollten Sie immer einen Arzt konsultieren.

Denn unbehandelt können der Bandapparat und die Muskeln das Knie zwar vorübergehend stabilisieren, jedoch nimmt bei sportlicher Betätigung, auf unebenen Gelände oder beim Treppensteigen das Kniegelenk irreparable Schäden. Zu den Langzeitfolgen zählen neben der Instabilität und der damit einhergehenden Bewegungseinschränkung auch Knorpelverschleiß, Kniearthrose oder Meniskusläsionen.

 

Wie wird ein Kreuzbandriss diagnostiziert?

Ein versierter Facharzt wird aufgrund der Schilderung des Unfallhergangs bereits die Vermutung aufstellen, dass das Kreuzband beschädigt sein könnte. Mithilfe verschiedener Gangübungen und Stabilitätstest sowie einer Prüfung von Motorik, Sensibilität und Durchblutung im Vergleich mit der Gegenseite kann die Verdachtsdiagnose oftmals schon gefestigt werden.

Endgültige Absicherung bieten bildgebende Verfahren. Dabei dient die Röntgenaufnahme jedoch lediglich der Feststellung, ob knöcherne Strukturen mit verletzt wurden. Der Kreuzbandriss selbst lässt sich nur durch eine Magnetresonanztomographie feststellen. Dabei wird die Verletzung in drei Grade unterteilt:

  • Grad 1
    Grad 1 bezeichnet eine Kreuzbandverletzung mit Mikrorissen und Überdehnung. Trotz der Verschiebbarkeit des Unterschenkels und einer leichten Instabilität bei Belastung bleibt das Kniegelenk zentriert.

  • Grad 2
    So wird ein Teilriss des hinteren oder vorderen Kreuzbandes diagnostiziert. Aufgrund einer einhergehenden deutlichen Überdehnung verliert das betroffene Band die Festigkeit und kann seine Funktion nicht mehr vollständig erfüllen.

  • Grad 3
    Hier liegt ein vollständiger Kreuzbandriss vor. Mehr als 80% der Betroffenen erleiden eine Kreuzbandverletzung Grad 3. Dabei kann die geschädigte Struktur nur mithilfe professioneller Unterstützung vollständig ausheilen.

 

Konservative Therapie oder Kreuzband-OP?

Bei Verdacht einer Kreuzbandverletzung sollten Sie nach der PECH-Regel verfahren: Pause, Eis, Compression, Hochlagerung. Ob die weitere Therapie konservativ oder operativ erfolgt, entscheidet der Arzt und hängt von der Art der Verletzung, dem Ausmaß der Ruptur sowie den individuellen Faktoren des Patienten ab. Grad 1 und Grad 2 werden stets konservativ behandelt.

Bei einer Kreuzbandverletzung Grad 3 wird meist eine Kreuzband OP in Betracht gezogen. Insbesondere wenn es sich bei den Patienten um junge Menschen, Sportler, Personen mit kniebelastenden Berufen oder nicht vorerkrankte Menschen handelt. Lediglich Kinder, deren Wachstumsfugen noch nicht geschlossen sind, werden immer konservativ behandelt.

 

Die konservative Behandlung eines Kreuzbandrisses

Die wichtigsten Regeln der nicht-operativen Behandlung sind Ruhigstellung und Stabilisierung. Dabei kann mithilfe einer Orthese das Kniegelenk vor weiteren Verletzungen geschützt werden. Auch Unterarm-Gehstützen helfen, das geschädigte Knie nur minimal zu belasten und dennoch mobil und autonom zu sein. Diese Phase dauert mehrere Wochen und wird oftmals durch die Gabe schmerzstillender und abschwellender Medikamente unterstützt.

Erst nach der Akutphase ab Mitte des Heilungsprozesses erfolgt eine phasengerechte und schmerzadaptierte Physiotherapie. Die Compliance des Patienten wie auch die Qualität der Physiotherapie entscheiden über die spätere Stabilität und Funktionalität des geschädigten Kreuzbandes. Die konservative Behandlung kann über ein Jahr andauern.

 

Der Ablauf einer Kreuzband OP

Bei aktiven oder sportlichen Menschen reicht die konservative Behandlung allerdings nicht aus. Denn die fehlende Kreuzbandfunktion schädigt die Knorpel und Menisken. Zudem kompensieren die Muskeln das überbewegliche Kniegelenk in seiner Aktivität nicht ausreichend. Deshalb raten Mediziner meistens, das geschädigte Kreuzband zu operieren, um den Genesungsprozess zu beschleunigen, die Funktionalität des Kniegelenks schneller wiederherzustellen wie auch die Mobilität des Patienten rascher zu gewährleisten.

Die Kreuzband Operation ist einer der zuverlässigsten Verfahren in der Chirurgie, denn die Erfolgsrate nach Kreuzband OP liegt bei über 90%. Das bedeutet, dass auch Leistungssportler eine uneingeschränkte Bewegungsfähigkeit wiedererlangen können.

Vor der Operation wird der Patient eingehend untersucht, verschiedene bildgebende Verfahren geben Ausschluss über die Möglichkeiten der Wiederherstellung und die stationäre Aufnahme des Patienten erfolgt. Die Dauer einer Kreuzband OP ist sehr individuell, da mehrere Faktoren hierfür entscheidend sind. Eine Operation selbst besteht aus der Gewinnung von Ersatzgewebe und dessen Aufbereitung sowie dem Einsetzen und der Fixation der Plastik.

 

Kreuzband-Ersatz oder Kreuzband-Erhalt

Grundlage des Kreuzbandersatzes ist körpereigenes Sehnenmaterial, welches zumeist aus dem hinteren Oberschenkel gewonnen wird. Im Rahmen einer Operation wird das Gewebe entnommen, gereinigt, gewickelt und verstärkt. Dadurch ist es in Bezug auf Reißfestigkeit und Zugkraft nahezu identisch zur Funktionalität des natürlichen Kreuzbandes. Die Kreuzbandplastik wird mithilfe von Schrauben im Knochen verankert. Um die Abstoßungsreaktion so gering wie möglich zu halten, finden statt der Schrauben immer häufiger spezielle Knochendübel Verwendung. Die Belastung nach der Kreuzband OP liegt bei etwa 60%. Das Neo-Kreuzband wird in den nächsten 6 bis 9 Monaten vom Körper umgebaut, Blutgefäße wachsen ein und die Struktur verändert sich, bis nahezu kein Unterschied mehr zu einem physiologischen Kreuzband erkennbar ist.

Seit 2014 existiert das sogenannte Ligamys-Verfahren, eine spezielle Technik, bei der die beiden gerissenen Enden des Kreuzbandes wieder fixiert werden. Diese Methode kann nur Anwendung finden, wenn die gerissenen Enden des Kreuzbandes noch am Knochen verankert sind. Im Gegensatz zur oben genannten Technik hat das Ligamys-Verfahren zwei entscheidende Vorteile: Zum einen entfällt die Entnahme des Sehnenmaterials und zum anderen verbleiben mit dem körpereigenen Kreuzband auch die Nozizeptoren, welche dem Gehirn Signale über die motorische Koordination senden, im Körper.

 

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Wichtige Informationen zur Kreuzband-OP Nachbehandlung

Direkt nach einer Kreuzbandoperation sollte von Sport gänzlich abgesehen werden. Es kann zwischen 6 und 9 Monaten dauern, um das Knie wieder Kontaktsportarten oder anderen schweren Belastungen auszusetzen.

Das Wichtigste nach einer Kreuzbandriss OP sind die Schonung und Kühlung bis zum Abschwellen des Kniegelenkes. Danach empfiehlt es sich, mithilfe einer Orthese die Streckung und Beugung des Kniegelenkes einzuschränken und erneute Verletzungen zu vermeiden.

Nach etwa 2 Wochen sind die meisten Menschen nach Kreuzband OP wieder arbeitsfähig. Daher ist eine Krankschreibung notwendig. Aufgrund der schnellen Degeneration können jedoch schon nach einer Woche Immobilität bis zu 50% der Muskelmasse abgebaut sein, weshalb eine Reha nach Kreuzbandriss unumgänglich ist, um die volle Beweglichkeit wiederzuerlangen.

 

Stationäre und ambulante Reha

In den meisten Fällen wird die stationäre Reha nach Kreuzband OP direkt im Anschluss an den Krankenhausaufenthalt begonnen und als ambulante Maßnahme am Wohnort des Patienten weitergeführt. Es existieren verschiedene Einrichtungen mit dem Schwerpunkt Kreuzbandriss. Die stationäre wie auch die ambulante Reha nach einer Kreuzband-OP wird stets von einem versierten Physiotherapeuten geleitet. Dieser kann in den ersten Wochen Belastung, Intensität und Umfang der Anwendungen dem Heilungsprozess des Knies anpassen. Neben Kräftigungsübungen der Oberschenkelmuskulatur stehen auch Koordinationsübungen auf dem Therapieplan.

Wenn nach erfolgreicher Rehabilitation absolute Schmerzfreiheit, komplette Abschwellung sowie volle Beweglichkeit, Muskelkraft und Stabilität gegeben sind, kann mithilfe einer weichen Orthese die Rückkehr in den Sport begonnen werden. Es empfiehlt sich, Sportarten mit weichen Bewegungsabläufen zu wählen. Hierzu zählen Fahrradfahren, Joggen, Walking, Schwimmen oder Aqua-Gymnastik. Erst nach Abstimmung mit dem behandelnden Arzt und dem Physiotherapeuten sollten Patienten andere Sportarten ausüben.

 

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