Hierarchie im Krankenhaus

Wohl kaum eine Institution in Deutschland ist einer so strengen Hierarchie unterworfen wie ein Krankenhaus.

Selbstverständlich gibt es von Klinik zu Klinik, wie auch von Station zu Station kleine Unterschiede. Doch die Verantwortung, die Aufgaben und die Weisungsbefugnisse sind ganz klar gestaffelt.

Wer sind eigentlich diese Menschen in weißen Kitteln, die zur Visite den Raum füllen? Wer ist für den Patienten direkt zuständig und wer ist der Vorgesetzte?

Welche Erfahrungen und Qualifikationen bringen die einzelnen Ärzte mit, um die jeweilige Position zu erfüllen? Und wo ist das Pflegepersonal eingeordnet?

Dieser Beitrag verschafft Ihnen einen Überblick über die Institution Krankenhaus und ihre Hierarchien.

Das Krankenhaus als Institution

Ein Krankenhaus ist eine Einrichtung, die in Form von Dienstleistungen die medizinische, pflegerische und therapeutische Versorgung gewährleistet. Die stationäre Betreuung der Erkrankten erfolgt unter den Aspekten Humanität, Professionalität und Wirtschaftlichkeit. 

Um der Fülle an Aufgaben Herr zu werden, sind die einzelnen Hauptfunktionskreise Medizin, Pflege und Verwaltung strikt voneinander getrennt. Nur so kann die Versorgung und Betreuung der Menschen in direkter oder indirekter Form gewährleistet werden. Im Zentrum der direkten patientenbezogenen Dienstleistungen stehen die Medizin, die Pflege und die Therapie. Die Verwaltung sichert Betriebsabläufe und unterstützt die medizinische und pflegerische Arbeit durch Administration, Disposition und Organisation. 

Die drei verschiedenen Funktionskreise sind lediglich durch die Leitungen miteinander verwoben, sodass der Austausch und die Abstimmung von Abläufen lediglich über diese Spitzen erfolgen kann. Dies hat zwar wirtschaftliche Vorteile, bringt jedoch diverse kommunikative und interaktive Probleme mit sich. Daher sind in den meisten Krankenhäusern zudem übergreifende Organisationen zum Kommunikationsmanagement eingestellt. 

Die drei Leiter der Funktionskreise bilden die Krankenhausleitung. Sie sind gleichberechtigt und an allen Entscheidungen beteiligt. Die Medizin übernimmt allerdings eine Art Vormachtstellung, da sie die Taktgeber des Krankenhauses sind. 

Ärzte im Krankenhaus

Die Hierarchie in deutschen Krankenhäuser ist besonders im medizinischen Dienst deutlich. Denn vom Famulanten bis hin zum leitenden Direktor – alle Mediziner haben eine spezielle Ausbildung, nehmen gesonderte Aufgaben wahr und sind verschiedenen Personen unterstellt.

Während der Karriere als Mediziner durchlaufen die Ärzte diverse Positionen:

  • Famulus

  • PJ-Student

  • Assistenzarzt

  • Facharzt

  • Oberarzt

  • Leitender Oberarzt

  • Chefarzt

  • Ärztlicher Direktor

Welche Aufgaben hat der Ärztliche Direktor?

Jede Klinik ist in verschiedene Abteilungen unterteilt, zum Beispiel Chirurgie, Innere Medizin, Radiologie, Onkologie oder Anästhesie. Jede dieser Abteilungen wird durch einen Chefarzt geleitet.

Der ärztliche Direktor ist einer der Chefärzte und leitet die gesamte Klinik. Er hat ein besonderes, zweigeteiltes Aufgabenprofil. 

Zum einen ist der ärztliche Direktor im Management tätig und gemeinsam mit einem Berater bildet er die Geschäftsführung. Innerhalb dieses Postens ist er verantwortlich für die Personalführung und die Konzepterstellung von Lehre und Praxisalltag.

Zum anderen ist er für die Wirtschaftlichkeit der Klinik verantwortlich und muss bestimmte Entscheidungen treffen sowie Maßnahmenkataloge anordnen.

Der Chefarzt – Wofür ist er zuständig?

Jede Abteilung hat einen Leiter, den Chefarzt. Er ist dem ärztlichen Direktor unterstellt und gibt die Anweisungen der Geschäftsführung an die Ärzte der Klinik weiter. Als Chefarzt hat übernimmt er die fachliche und disziplinarische Verantwortung für seinen Fachbereich. 

Durch die Funktion als medizinischer Leiter trägt er die Verantwortung für alle ihm unterstellten Ärzte. Er koordiniert und kontrolliert die Tätigkeiten, bildet gemeinsam mit den Oberärzten die Assistenzärzte aus und betreut die Facharztausbildungen. Bei der Chefarztvisite berät und unterstützt der die Stationsärzte in der Patientenversorgung. Als Manager trägt ein Chefarzt zudem Verantwortung für das Budget der Abteilung und muss diagnostische wie auch therapeutische Maßnahmen unter dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit im Auge behalten. 

Voraussetzung für den Posten eines Chefarztes sind der Facharzttitel und viel Erfahrung. Wie alle leitenden Angestellten arbeiten Chefärzte ohne Überstundenauszahlung mehr als 60 Stunden pro Woche. Das Jahresgehalt liegt bei etwa 270.000 Euro.

Oberarzt und leitender Oberarzt

Jede Abteilung ist in sich wiederum in diverse Bereiche aufgeteilt. So finden sich innerhalb der Inneren Medizin beispielsweise die Geriatrie, die Neurologie, die Gastroenterologie oder die Diabetologie. Diese Bereiche werden von den Oberärzten betreut und geführt. Je nach Größe der Abteilung können das auch mehrere pro Bereich sein. Ein Oberarzt hat die Führung inne und ist der leitende Oberarzt und zugleich der Vertreter des Chefarztes. 

Oberärzte haben die Verantwortung für ihren Fachbereich und können zum Teil bestimmte Spezialfunktionen durch eine gesonderte Weiterbildung ausüben. Zudem sind sie weisungs- und aufsichtsbefugt gegenüber Assistenzärzten und anderen unterstellten Mitarbeitern ihres Bereiches. Sie führen zudem Visiten durch, bilden Assistenzärzte aus und planen gemeinsam mit dem Chefarzt die ökonomischen Schritte im Praxisalltag. 

Prinzipiell können alle Ärzte nach der Facharztweiterbildung und einer bestimmten Zeit als Assistenzarzt zum Oberarzt aufsteigen. Der durchschnittliche Jahresverdienst liegt bei etwa 80.000 Euro bis 100.000 Euro für leitende Oberärzte. 

Was ist ein Belegarzt?

Als Belegärzte werden alle Mediziner bezeichnet, die in einem Krankenhaus zwar unter Vertrag stehen, dort aber nicht angestellt sind. In sogenannten Belegbetten können sie ihre Patienten versorgen. Dafür stellt das Krankenhaus die Infrastruktur wie Betten, Dienste und Mittel zur Verfügung. 

Belegärzte sind Fachärzte mit entsprechender Weiterbildung. Der Verdienst ist sehr individuell, denn die Bezahlung erfolgt durch die Krankenkassen direkt, wenn die kassenärztliche Vereinigung die Anerkennung als Belegarzt ausspricht.

Die Leistungen werden einheitlich nach der Gebührenordnung für Ärzte abgerechnet. Vorteil des Belegarztwesens ist die Verzahnung von ambulanter und stationärer Versorgung, die unnötige Maßnahmen und damit unnötige Kosten einspart.

Was ist ein Facharzt?

Jeder Fachbereich hat unzählige Fachärzte. Diese Mediziner haben nach ihrer Zulassung als Arzt eine mehrjährige Weiterbildung mit anschließender Facharztprüfung absolviert. Nach erfolgreicher Prüfung sind die Mediziner Mitglied in der Landesärztekammer und können eine Kassenzulassung erwerben. Ohne diese dürfen Fachärzte nur Privatpatienten behandeln. 

Fachärzte sind durch die Weiterbildung auf ein Gebiet spezialisiert und haben besondere Kenntnisse und Fertigkeiten, um Patienten nach den neuesten wissenschaftlichen Standards und auf höchstem Niveau behandeln zu können. Fachärzte wirken direkt an den Patienten und halten die Versorgung aufrecht.

Um Oberarzt oder Chefarzt zu werden, müssen Anwärter den Facharzttitel erwerben. Ein Facharzt verdient etwa 70.000 Euro pro Jahr. 

Wer ist der Assistenzarzt?

Zu Beginn der Karriere steht der Status als Assistenzarzt. Diesen Titel erhalten die Mediziner nach der Approbation. Entweder sie beginnen direkt im Anschluss eine Facharztausbildung oder beschreiten das Krankenhaus als Stationsarzt mit der Option zur Weiterbildung.

Assistenzärzte haben im Krankenhaus den nächsten und häufigsten medizinischen Kontakt zu den Patienten. Denn sie führen die Aufnahmen, Untersuchungen und Diagnosen durch, sie erarbeiten Therapien und behandeln die Patienten, sie verordnen Medikamente und andere Maßnahmen, führen Visiten durch, dokumentieren ihre Arbeit, sie entlassen die Patienten und leiten diese gegebenenfalls an ambulante Ärzte weiter. 

Mit einem durchschnittlichen Jahresverdienst von etwa 70.000 Euro verdienen Assistenzärzte am schlechtesten. Rufbereitschaft oder Bereitschaftsdienste an Wochenenden erhöhen den Verdienst.

Hidden Figures – die Pflege im Krankenhaus

Das Krankenhaus ist ein Raum, in dem verschiedenste Disziplinen aufeinandertreffen. Mediziner und Pflegekräfte sind dabei die zentralen Figuren. Es gibt zwar mehr Pflegekräfte, doch die Mediziner haben die Ordnungsgewalt inne. 

Während vor allem Assistenzärzte unerfahrene Berufsanfänger sind, die auf den Stationen zurecht kommen und gute Arbeit leisten wollen, haben viele Pflegekräfte einen deutlichen Vorsprung in Bezug auf Wissen und Erfahrung. Dieser Vorsprung gleicht sich mit der Zeit jedoch aus, die Hierarchie und die Weisungsbefugnis jedoch bleibt gleich. 

Während vor allem die Assistenzärzte einer Station häufiger wechseln, sind die Pflegekräfte die Konstanten. Sie halten den Betrieb am Laufen, weil sie am nächsten an den Patienten sind.

Ohne die Pflegekräfte wäre eine Arbeit im Krankenhaus für Ärzte nicht möglich. Pflegekräfte erkennen als erstes Veränderungen am Gesundheitszustand der Kranken, sie wissen oftmals genau über die besonderen Bedürfnisse der Patienten Bescheid und haben den nächsten Kontakt zu den Angehörigen.

Ärzte und Pflegekräfte können gegenseitig voneinander profitieren. Die beidseitige Bereitschaft zur medizinisch-pflegerischen Zusammenarbeit und die gegenseitige Wertschätzung führen zu den am besten versorgten Patienten. Die Zusammenarbeit darf daher kein Glücksfall sein.

Fazit

Im Krankenhaus gibt es strenge Hierarchien, vor allem unter den Ärzten. Doch ob ärztlicher Direktor, Chefarzt, Oberarzt oder Assistenzarzt – die Aufgaben und Zuständigkeiten sind zwar sehr verschieden, doch sie alle eint das Ziel, kranken Menschen zu helfen.

Und so kann aus einer Krankenhaushierarchie durchaus auch eine Form der Symbiose werden. 

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