Gehirn OP: Wann ist sie nötig und welche Risiken birgt sie?

Ob Hirntumore, Parkinson-Implantation, Entlastungs-OP oder Epilepsie-Chirurgie – eine Gehirn OP gehört zu den großen Herausforderungen im chirurgischen Alltag. Kein Organ ist so wenig erforscht und keine Operation benötigt so eine exakte Vorbereitung wie der Eingriff am Gehirn.

Dabei existieren verschiedene Kliniken, welche sich auf die Neurochirurgie spezialisiert haben und auch Sonderformen wie die Operation mit Wachphasen anbieten. Ebenfalls finden sich zertifizierte Reha-Zentren für Menschen nach einer Hirn-OP, die gesondert auf die Bedürfnisse von neurologischen oder neuro-onkologischen Patienten ausgerichtet sind.

Erfahren Sie in diesem Artikel alles Wissenswerte über Gehirn-Operationen, die Indikationen, den Ablauf, die Risiken und die Prognosen.

Einen Hirntumor operieren

In den meisten Fällen erfolgt eine Hirn OP im Rahmen einer onkologischen Erkrankung. Ob Hirnmetastasen, Gehirntumore oder Meningeome – die Gehirn Operation stellt den wichtigsten Pfeiler in der Behandlung von neuro-onkologischen Patienten dar. Zudem sind Eingriffe am Gehirn aufgrund von Krebserkrankungen die häufigste Indikation im neurochirurgischen Bereich.

Die wichtigsten Kriterien, wann eine Hirn OP wegen eines Hirntumors stattfinden kann, sind

  • eine gute Zugänglichkeit für den Chirurgen

  • ein schnelles Tumor-Wachstum und eine aggressive Infiltration oder Verdrängung anderer Strukturen

  • ein guter Allgemeinzustand des Patienten

Mit dem Ziel, eine Teil- oder Totalentfernung des Tumors anzustreben, eine Liquor-Abflussbehinderung durch den Tumor zu beheben oder eine verbesserte Ausgangslage für nachfolgende Therapien herzustellen, wird in der Regel jeder maligne Hirntumor operiert.

Doch auch benigne, also gutartige, Tumore können schwere Defizite im Bereich Motorik, Sprache, Sehen, Koordination, Gleichgewicht oder Merkfähigkeit haben und werden bei guter Lage ebenfalls operiert. Durch eine OP kann ein gutartiger Tumor oftmals komplett entfernt werden. Doch auch im Falle einer Subtotal-Resektion verbessert sich in den meisten Fällen die Lebensqualität der Betroffenen erheblich.

 

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Operation Gehirn – andere Krankheitsbilder

Verschiedene Erkrankungen können ebenso eine therapeutische Gehirn OP notwendig machen. Diese sind nach wie vor jedoch Ausnahmen und machen etwa 15 % der neurochirurgischen Operationen aus.

Hierzu zählt beispielsweise die Entlastung bei einem Schädel-Hirn-Trauma oder nach einer Hirnblutung, um das Gehirn vor Schäden durch den erhöhten Druck zu schützen. Wenn ein Teil des Schädelknochens entfernt wird, kann es sich positiv auf die Genesung auswirken, da die Nervenzellen vor Druckschäden geschützt werden.

Auch eine Shunt-Anlage bei einem gestörten Liquor-Abfluss verhindert Defizite durch druckbedingte Zellschädigungen am Gehirn. Denn aufgrund von Fehlbildungen kann das permanent neu gebildete Hirnwasser (Liquor) nicht abfließen und muss dann mithilfe eines kleinen Schlauches vom Gehirn in den Bauchraum geleitet werden. Dort wird der Liquor abgebaut und das Gehirn ist entlastet.

Ebenso werden Aneurysmen des Gehirns im Rahmen einer Gehirn OP versorgt. Die Reparatur der ausgesackten Gefäßwände erfolgt unter Kühlung des Gehirns sowie mit Anschluss an eine Herz-Lungen-Maschine und kann nur in ausgewählten Zentren erfolgen.

Im Rahmen der Epilepsie-Behandlung wie auch in der Parkinson-Therapie setzen Mediziner auf neurochirurgische Interventionen. So kann die Implantation eines Neurostimulators bei frühzeitiger Diagnose das Ausmaß der jeweiligen Erkrankung lindern.

 

Ablauf Hirn OP – Wie wird ein Gehirntumor entfernt?

Je nachdem, wie schnell der Tumor wächst und welches Areal betroffen ist, kann die Vorbereitung mehrere Wochen in Anspruch nehmen.

 

Stereotaxie und Neuro-Navigation vor der Operation

Wenn der Tumor an einer sehr ungünstigen Lage wächst, sehr groß ist und in mehreren Sitzungen abgetragen wird oder die Patienten einen reduzierten Allgemeinzustand haben, so entnimmt der Chirurg mithilfe der Stereotaxie oder der Neuronavigation einen Teil des Tumors. Im Rahmen der Stereotaxie wird der Tumor durch mathematische Berechnungen kalkuliert und anvisiert. Die Neuronavigation berechnet die Lage des Tumors mittels Magnetfelder und Ultraschallimpulsen. Ein Computer speichert die Daten und erstellt ein dreidimensionales Bild. Während der Operation orientiert sich der Chirurg an diesem Bild und führt die Instrumente durch Echtzeit-CT- und MRT-Aufnahmen. Dadurch ist es möglich, einerseits verschiedene Gehirnstrukturen mithilfe des Computers sichtbar zu machen und zu schützen.

Andererseits lassen sich zeitgleich die Operationsinstrumente wie auch die Lage des Tumors auf einem Bildschirm darstellen, sodass der Chirurg eine Probe entnehmen oder einen Teil des Tumors abtragen kann.

 

Neuromapping vor einer OP am Gehirn bei Bewusstsein

Die im Fachjargon als Wachkraneotomie bezeichnete Operation wird insbesondere bei Menschen durchgeführt, deren Tumor im Bereich von motorischen oder sprachlichen Arealen liegt. Auch im Rahmen der Epilepsie- und Parkinson-Therapie wird eine Wach-Operation durchgeführt. Dies verlangt vorher ein sogenanntes Neuromapping. Dabei wird in einem Kernspintomographen eine Karte des Gehirns erstellt. Während dieser Aufnahmen müssen die Patienten verschiedene Tests durchführen, beispielsweise zählen, rechnen, lesen, Wochentage aufsagen, Erinnerungsaufgaben lösen, etc.

Der Kernspintomograph zeigt, welche Areale im Gehirn dabei aktiviert werden. Dadurch kann der Chirurg in einer späteren Operation die gesunden Areale besser von dem Tumor abgrenzen.

 

Der letztendliche Ablauf der Gehirn Operation

Die offene Operation zielt darauf ab, den Tumor ganz oder nahezu komplett zu entfernen. Im Fokus steht dabei die Erhaltung aller neurologischen Funktionen. Um dieses Ziel zu erreichen, wenden die Chirurgen sämtliche Techniken während der Operation an, um gesunde Areale des Gehirns darzustellen. Hierzu zählen beispielsweise CT- und MRT-Bildgebung, Fluoreszenz-gestützte Resektion, Ultraschall sowie neurophysiologische Tests in Wachphasen.

Der Ablauf einer Hirn OP ist stets gleich. Der Betroffene wird je nach Lage des Tumors entsprechend gelagert und der Kopf fixiert. Zur Öffnung des Schädeldaches wird der Patient in Narkose versetzt. Wenn der Betroffene bei der Hirn OP wach sein soll, so sorgt der Anästhesist dafür, dass der Patient nach der Eröffnung zwar zu Bewusstsein kommt, aber angst- und schmerzfrei ist. Bleibt der Patient bei der Gehirn OP wach, so begleitet ihn auch ein Neuropsychologe während der gesamten OP-Zeit.

Wenn das Gehirn operativ frei gelegt wurde, so bringt der Chirurg Elektroden an, um wichtige Zentren für Sprache, Motorik, Muskulatur, Sehen und Hören zu lokalisieren. Unter mikrochirurgischen Bedingungen wird der Tumor angepeilt. Bildgebende Verfahren, Fluoreszenzen, Computerbilder und Neuromapping unterstützen die filigrane Arbeit des Chirurgen. Wenn der Tumor schwer vom gesunden Gewebe abgrenzbar ist, so erhält der Patient über die Elektroden einen kleinen Stromimpuls und wird zu einem Test aufgefordert. Ist das Gehirngewebe gesund, so kommt es durch den Strom zu kurzen Ausfallerscheinungen beispielsweise bei der Motorik oder in der Sprache.

Handelt es sich um Tumorgewebe, so erfüllt dieses keine Funktion mehr und der Chirurg kann die Grenze besser einschätzen sowie das Operationsrisiko senken. Nach der Blutstillung und einer bildgebenden Kontrolle werden die drei Hirnhäute und die Schädeldecke verschlossen. Der Patient wird auf eine neurochirurgische Überwachungsstation verlegt, wo er nach der Anästhesie aufwacht.

 

 

Birgt die Gehirn Operation Risiken?

Wie jede Operation ist auch die Gehirn OP mit verschiedenen Risiken verbunden. Neben dem allgemeinen Operations- und Anästhesierisiko birgt jedoch ein Eingriff am Hirn noch weitere Gefahren: Blutungen können zu schweren neurologischen Ausfällen und dauerhaften Schäden im Bereich der Motorik, Sprache, Kognition oder im Hörvermögen führen.

Ebenso sind Verletzungen von gesundem Hirngewebe niemals auszuschließen. Auch diese Traumata verheilen selten ohne akute Beeinträchtigungen, welche sich im schlimmsten Fall chronifizieren können. Oftmals kann der Ablauf einer Hirn OP auch durch einen oder mehrere epileptische Anfälle unterbrochen werden. Menschen, welche sich komplett in Narkose befinden, nehmen dies nicht wahr. Wenn die OP am Gehirn bei Bewusstsein stattfindet, so verbinden manche Betroffene diese Anfälle mit Todesängsten.

Nicht selten haben Menschen diese Angst noch Jahre später nicht verarbeitet, was sich in Alpträumen, Flash-Backs oder Panikattacken äußern kann. Aufgrund der Wahrnehmung bei Wach-Operationen kann es nach einer Hirntumor OP zu Wesensveränderungen kommen. In einigen Fällen fühlen sich Patienten durch die Ausfallerscheinungen während der OP in Ängste versetzt und haben das Gefühl der Heteronomie und des Ausgeliefertseins. Es ist möglich, dass sich aus diesen Empfindungen auch Psychosen entwickeln.

 

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Operation Gehirn und die Kosten

Ob es sich um die Kosten bei einer Hirntumor OP, bei einer Shunt-Anlage oder bei einem Parkinson-Implantat handelt – die gesetzliche Krankenversicherung in Deutschland übernimmt für Versicherte alle Kosten, die im Rahmen der Behandlung anfallen.

 

Genesung und Reha nach Hirn OP

Der Zustand nach einer Hirn OP wird kontinuierlich überwacht. Innerhalb der ersten 48 Stunden lässt sich das Ergebnis der Operation auch per CT oder MRT feststellen. Wenn es der Zustand nach der Hirn OP zulässt, können die Patienten bereits am 1. Tag auf eine neurochirurgische Allgemeinstation. In vielen Fällen wird der Hirndruck über einen speziellen Schlauch noch einige Tage kontrolliert.

Welchen Zeitraum der Krankenhausaufenthalt nach einer Hirn OP umfasst, hängt von vielen Faktoren ab. Bei unkompliziertem Verlauf und guter Genese können die Patienten nach einer Phase der Erholung nach der Hirn OP die Klinik in etwa 7 bis 10 Tagen wieder verlassen.

Eine Reha nach einer Hirn OP ist in jedem Fall zu empfehlen. Diese kann sowohl stationär als auch ambulant oder teilstationär erfolgen. Wenn es sich um einen malignen Hirntumor handelte, so ist eine onkologische oder neurologisch-onkologische Reha vorgesehen, bei allen anderen Arten von Gehirn Operationen erfolgt eine Aufnahme in einer neurologischen Reha-Einrichtung. Die Schwerpunkte liegen vorrangig auf der Therapie von geistigen Defiziten, motorischen Beeinträchtigungen, Lähmungen, Gleichgewichts-, Hör- und Sprachstörungen nach einer Gehirn OP sowie der physischen Kräftigung und psychischen Aufarbeitung nach der Krebsbehandlung. In modernen Reha-Zentren arbeiten Mediziner, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden, Psychologen und Sozialarbeiter eng zusammen, um den Betroffenen die Rückkehr in ein autonomes Leben zu ermöglichen.

Eine Reha kann entweder direkt als Anschlussheilbehandlung innerhalb von 14 Tagen nach der Entlassung aus dem Krankenhaus beginnen oder als Heilbehandlung nach abgeschlossener Chemo- oder Strahlentherapie erfolgen. Es ist ratsam, sich an den Sozialdienst des jeweiligen Krankenhauses zu wenden. Dieser kann Informationen geben, welche die beste Klinik nach einer Hirntumor Operation ist, welches Reha-Zentrum nach einer Meningeom OP in Frage kommt und wie Patienten eine gute Rehaklinik nach einer Gehirn OP erreichen.

 

Fazit

Eine Gehirn OP ist eine hochkomplexe Behandlung, die viel Erfahrung der Chirurgen und eine gute Vorbereitung des Patienten voraussetzt. In einem multidisziplinären Team erfolgt die Operation am Gehirn mithilfe von CT, MRT, Neuromapping oder Stereotaxie. Doch trotz sehr guter Vorbereitung und professioneller OP-Begleitung sind Wesensveränderungen nach einer Hirntumor OP möglich und der allgemeine Zustand nach der Hirn OP nicht abzuschätzen. Jede Gehirn Operation birgt Risiken, doch insbesondere akute Ausfallerscheinungen können im Rahmen einer Reha therapiert werden.

Die beste Klinik für eine Hirntumor Operation, ebenso wie eine gute Rehaklinik nach einer Hirn OP in Ihrer Nähe finden Sie in einem Vergleichsportal.

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