Chemotherapie bei einem Hirntumor

Was ist eine Chemotherapie?

Eine Chemotherapie ist eine Behandlungsmöglichkeit in der Onkologie und erfolgt mithilfe von Zytostatika.

Diese sogenannten Zellgifte sollen das Wachstum, die Teilung und die Vermehrung der Krebszellen verhindern.

Alle malignen Tumorzellen unterliegen einem sehr raschen Wachstum und einer hohen Teilungsfrequenz, daher sprechen sie gut auf Zytostatika an. Das Medikament unterscheidet jedoch nicht die Art der Zelle, daher werden auch gesunde Körperzellen, die nicht vom Tumor betroffen sind, aber dennoch einer raschen Teilung und einem schnellen Wachstum unterliegen, von dem Zytostatika geschädigt.

In den meisten Fällen werden dem Patienten mehrere Zytostatika in Kombination verabreicht, um den Erfolg zu erhöhen. Gleichzeitig erhoffen sich die Mediziner wie auch die Betroffenen, durch die Gabe mehrerer Medikamente die Dosis der einzelnen Zellgifte zu verringern. In vielen Fällen können die Nebenwirkungen dadurch reduziert werden, wobei die Wirkung erhöht ist.

Die Mediziner agieren nach dem Prinzip der maximalen Wirkung auf den Tumor und der maximalen Schonung des gesunden Gewebes. Im Gegensatz zu anderen Krebserkrankungen muss das Zytostatikum bei einem Gehirntumor die sogenannte Blut-Hirn-Schranke überwinden. Dieser Schutzmechanismus an den Hirn-Gefäßwänden verhindert im Regelfall das Eindringen von Erregern aus dem Körper in das Gehirn.

Die angewendeten Medikamente müssen bestimmte Moleküle aufweisen, um diese Barriere passieren zu können. Daher existieren bisher nur wenige effiziente Medikamente auf dem pharamzeutischen Markt.

Eine Chemotherapie bei einem Hirntumor kann entweder peripher verabreicht werden, also über das Venensystem oder direkt in den Liquorraum. Dieses Areal im Rückenmark gehört zum zentralen Nervensystem und leitet das Medikament direkt in das Gehirn weiter.

Es ist auch möglich, Zytostatika im Rahmen einer Operation direkt in die Wunde zu geben. Das dies jedoch nur einmalig möglich ist, findet diese Applikationsform sehr selten Anwendung. Bei einem Hirntumor kann die Chemotherapie auch in Tablettenform gegeben werden, die Wirkung hängt jedoch von der Co-Medikation ab.

 

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Wann ist eine Chemotherapie bei Hirntumoren möglich und sinnvoll?

Eine Chemotherapie bei einem Hirntumor ist in jedem Fall sinnvoll, wenn bestimmte Kriterien erfüllt werden. So sind die Lokalisation, das Behandlungsziel, der Gesundheitszustand des Patienten und der Grad der Aggressivität entscheidend für das Vorgehen der Behandlung.

In der Regel beginnt die Chemotherapie bei einem primären malignen Hirntumor nach der Operation. Ziel ist es, das nicht entfernte Tumorgewebe zu dezimieren oder abzutöten.

Eine Chemotherapie bei Hirnmetastasen ist als alleinige Behandlung nicht zielführend. Zumeist werden der Ursprungstumor mithilfe von Chemotherapie behandelt und die Hirnmetastasen operativ therapiert. Es ist auch möglich, die Chemotherapie begleitend zur Strahlentherapie durchzuführen. In einigen wenigen Fällen kann auch nur eine Zytostatikatherapie angestrebt werden, wenn der Tumor inoperabel ist oder der Allgemeinzustand des Patienten keine Operation zulässt.

Eine Chemotherapie bei einem gutartigen Hirntumor wird in den wenigsten Fällen vollzogen. Denn im Gegensatz zu bösartigen Krebserkrankungen wachsen benigne Hirntumore sehr langsam und infiltrieren nicht in angrenzende Areale. Daher kann eine gutartige Geschwulst in der Regel mithilfe einer Operation nahezu vollständig entfernt werden.

Im Rahmen der Weiterbehandlung erzielt die Strahlentherapie die größten langfristigen Erfolge. Doch es gibt auch Ausnahmen.

 

Welche anderen Behandlungsmethoden können mit der Chemotherapie kombiniert werden?

Aufgrund der hohen Gefahr, lebenswichtige Strukturen des Gehirns bei einer zu ausgedehnten Operation zu verletzen, streben die meisten Mediziner eine Nachbehandlung an.

Sowohl bei einem benignen als auch bei einem malignen Hirntumor können Chemotherapie und Bestrahlung sinnvoll sein. Selbst nach einer vollständigen Entfernung raten manche Mediziner, in Abhängigkeit von der Aggressivität des Tumors, die Gefahr einer erneuten Krebserkrankung durch eine Nachbehandlung zu reduzieren.

Wenn es sich bei dem Hirntumor um Metastasen handelt, so kommen zur Chemotherapie oftmals auch noch Immuntherapien oder Antihormon-Therapien zum Einsatz. Diese richten sich vor allem gegen den Mutterkrebs und behandeln im weiteren Sinne auch die abgesiedelten Zellen im Gehirn.

 

Wie sind Ablauf und Dauer der Chemotherapie?

Nachdem ein Therapieplan erstellt ist, wird die Art der Applikation festgelegt.

Soll das Zytostatikum in den Liquorraum gespritzt werden, wird ein sogenanntes Rickham-Reservoir unter der Kopfhaut angelegt. Dieses steht in direkter Verbindung zum Liquorraum und kann von außen mit dem Zytostatikum punktiert werden.

Im Falle einer venösen Gabe muss bei schlechten Gefäßverhältnissen ein Port-System im Brustbereich implantiert werden. Dieses kann ebenfalls von außen mit der Chemo punktiert werden und gibt das Medikament in die obere Hohlvene weiter.

Eine Chemotherapie läuft in Zyklen ab.

Je nach Art des Zytostatikums und dem Gesundheitszustand des Patienten erfolgt jede neue Gabe nach 1 bis 4 Wochen Pause. Dies ist notwendig, da das Medikament nur aktive Zellen während der Wachstums- oder Teilungsphase abtöten kann. Ruhende Zellen werden erst durch die wiederholte Durchführung deaktiviert.

Die Chemotherapie kann ambulant oder stationär erfolgen. In den meisten Zentren können Patienten ihre Angehörigen mitnehmen oder sich für den Zeitraum mit Lesen, Musik hören oder Fernsehen beschäftigen. Eine Sitzung umfasst mehrere Infusions-Vorläufe, die eigentliche Zytostatikum-Infusion und mehrere Infusions-Nachläufe, sodass Betroffene zwischen 30 Minuten und mehreren Stunden im Krankenhaus verweilen.

Ob die Behandlung Erfolg hat, wird in regelmäßigen Abständen durch bildgebende Verfahren kontrolliert. Im Falle einer Resistenz der Tumorzellen gegenüber dem Zytostatikum, wechseln die Mediziner auf ein anderes Präparat. Die Chemotherapie bei Hirntumoren kann so mehrere Monate andauern.

 

Welche Medikamente gibt es für die Chemotherapie?

In der Regel wird die Chemotherapie bei Hirntumoren mit Nitrosoharnstoffen, Temozolomid oder Procarbacin begonnen. Diese schädigen die Erbsubstanz der Tumorzellen und finden speziell in der Behandlung von Astrozytomen Anwendung. Die Chemotherapie bei einem Glioblastom ist in der Regel eine Kombination der genannten Stoffe.

Methotrexat und Cytarabin hemmen verschiedene Stoffwechselschritte bei der Bildung neuer DNA, sodass die Tumorzellen sich nicht vermehren können. Diese Medikamente werden insbesondere bei zentralen Lymphomen angewandt

 

Off-Label, Alternativmedizin und andere Experimente

In den vergangenen Jahren haben sich neue Medikamente etabliert, sodass die Therapien wirksamer und besser verträglich sind. Dennoch fehlen noch immer wirksame Präparate zur Rezidivprophylaxe und bei besonders aggressiven Hirntumoren wie dem Glioblastom.

Die Kosten einiger off-label-Zytostatika, wie Avastin, werden als individualer Heilversuch oder klinische Studie von den deutschen Krankenkassen übernommen. Auch andere molekulare Substanzen sind in der Erprobung und bieten Betroffenen die Chance auf eine höhere Lebensqualität oder auf Heilung.

Viele alternativmedizinische Methoden sind zwar weit verbreitet, haben jedoch keinerlei evidenzbasierten wissenschaftlichen Hintergrund. Ob Ernährungsumstellung oder Misteltherapie – viele Verfahren können den Erfolg der medizinischen Therapie sogar negativ beeinflussen und erhöhen das Risiko, an einem Hirntumor zu versterben. Wenn Betroffene den Wunsch haben, andere Therapieformen zu testen, so sollten Sie einen Mediziner aus einem zertifizierten Zentrum für Neuroonkologie zu Rate ziehen.

 

Welche Nebenwirkungen haben Patienten zu befürchten?

Da das Zytostatikum nicht zwischen gesunden und vom Krebs befallenen Zellen unterscheidet, zerstört das Medikament auch schnell wachsende und sich häufig teilende Körperzellen. Insbesondere Zellen in Haut, Schleimhäuten, Haaren, im Knochenmark, in den Hoden und Eierstöcken sowie des Immunsystems sind davon betroffen.

So ist es klar, dass die Chemotherapie bei Hirntumoren Nebenwirkungen in verschiedenen Ausprägungen auslöst. Es kommt vor allem zu Erbrechen, Übelkeit, Entzündungen der Mund-, Magen- und Darmschleimhaut, Blutarmut, Gerinnungsstörungen und einem reduzierten Immunsystem.

Die Begleiterscheinungen der Chemotherapie können wenige Stunden bis einige Wochen andauern. Das Nebenwirkungsprofil hängt stark von der Zytostatika-Art, der Applikationsform und der Dosis sowie der unterstützenden Therapie ab. Viele sogenannte supportive Maßnahmen können die Beschwerden adäquat lindern.

 

Prognosen und Erfolgschancen – die zweite Chance nach der Chemotherapie bei Hirntumor

Die Prognose für die Besserung nach einer Chemotherapie bei Hirntumoren ist abhängig von dessen Aggressivität, der Lage, dem Tumorwachstum, der Grunderkrankung und dem Allgemeinzustand des Patienten.

Im Allgemeinen kann die Chemotherapie bei einem gutartigen Hirntumor vor allem das OP-Ergebnis vervollkommnen und die Heilungschancen auf nahezu 100 % steigern. Doch auch bei einem benignen nicht-operablen Tumor können Chemo und Bestrahlung in Kombination das Wachstum soweit eindämmen, dass die Lebenserwartung nicht verkürzt wird.

Anders sieht es bei malignen Tumoren aus. Diese haben eine eher schlechtere Prognose, wobei die Erfolgschancen der Chemotherapie abhängig sind von der Radikalität des Tumors und der Wirksamkeit der Behandlungsverfahren. Eine Chemotherapie bei Glioblastom verlängert die Überlebensrate um etwa 1 Jahr. Das liegt daran, dass es noch kein 100 % wirksames und zugelassenes Zytostatikum auf dem deutschen Markt gibt.

Eine Chemotherapie bei Hirnmetastasen hingegen kann zu einem Großteil zur Heilung oder einer signifikanten Lebensverlängerung bzw. Verbesserung der Lebensqualität führen. Voraussetzung hierfür ist, dass die Grunderkrankung, welche die Metastasen verursacht hat, durch Operationen oder Bestrahlung behandelt wird.

Wenn die Krebserkrankung jedoch soweit fortgeschritten ist, dass Mediziner die Chemotherapie bei Hirnmetastasen nur palliativ einsetzen, um die Beschwerden zu lindern, so sinkt die Lebenserwartung auf unter 5 Jahre.

Kinder mit einem bösartigen Hirntumor, insbesondere einem Medulloblastom, können durch die Chemotherapie nach einer Operation in bis zu 70 % aller Fälle vollständig geheilt werden. Die Lebenserwartung nach der Genesung ist dann nicht geringer als bei anderen Kindern.

 

Fazit

Eine Chemotherapie ist ein anerkanntes und weit verbreitetes Therapieverfahren, das bei Hirntumoren zum Einsatz kommt.

Die Zellgifte können den Patienten in verschiedenen Formen verabreicht werden und hemmen dann das Tumorwachstum. In den meisten Fällen wird die Chemotherapie bei Hirntumor jedoch nicht allein, sondern in Kombination mit Operation oder Strahlentherapie angewandt. Jede Chemotherapie bei Hirntumor hat Nebenwirkungen, wobei mittlerweile sehr gute unterstützende Medikamente zur Linderung auf dem Markt existieren.

Die Zytostatikatherapie wird in Zyklen verabreicht, weshalb die Behandlung mehrere Monate andauern kann. Insgesamt kann dadurch der Hirntumor soweit therapiert werden, dass die Patienten entweder als geheilt gelten oder eine bessere Lebensqualität durch Beschwerdelinderung erfahren.

 

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