Borreliose: Gefahr durch Zecken

Die von der Zeckenart Gemeiner Holzbock (Ixodes ricinus) übertragene Lyme Borreliose ist eine tückische Infektionskrankheit.

Viele Betroffene merken überhaupt nicht, dass sie von einer Zecke gebissen worden sind. Oder sie entwickeln erst viele Jahre nach dem Zeckenstich Symptome. In diesem Fall können die Borreliose-Bakterien bereits dauerhafte Schäden im Körper verursacht haben.

Was Sie über die Lyme Borreliose wissen müssen, erfahren Sie in diesem Artikel.

 

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Was ist Borreliose?

Die Borreliose oder genauer Lyme Borreliose (Lyme-Krankheit) ist eine Infektionskrankheit, die von dem spiralförmigen Bakterium Borrelia burgdorferi verursacht wird.

Obwohl die Krankheit in Deutschland seit mehr als 100 Jahren bekannt ist, fand Willy Burgdorfer erst im Jahr 1982 heraus, dass sie durch im Zeckendarm lebende Bakterien ausgelöst wird. Die Lyme Borreliose ist die am weitesten verbreitete Infektion mit Borrelien. Der Namensbestandteil Lyme bezieht sich auf eine Kleinstadt namens Lyme in Connecticut (USA). Dort traten als Folge von Zeckenstichen gehäuft Gelenkentzündungen auf.

Die winzigen blutsaugenden Insekten gelangen durch Berührung auf die menschliche Haut oder in das Tierfell. Sie durchbohren mit ihrem Mundwerkzeug und Saugrüssel die Haut und saugen sich viele Stunden lang voll, bis ihr Körper prall gefüllt und um ein Vielfaches vergrößert ist.

Sind sie mit Borrelien infiziert und werden sie nicht schnellstmöglich entfernt, können die Bakterien in die menschliche Blutbahn gelangen. Im mitteleuropäischen Raum tritt die Borreliose insbesondere in den wärmeren Monaten von April bis Oktober gehäuft auf. Das liegt daran, dass Zecken erst ab einer Außentemperatur von mindestens 7 °C aktiv werden.

Zecken übertragen außerdem noch die sogenannte Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Diese sollte nicht mit der Borreliose verwechselt werden.

Bei der FSME handelt es sich um eine Viruserkrankung, die eine Hirnhautentzündung auslöst. Ihr kann man allerdings mit einer FSME Impfung vorbeugen. FSME Infektionen kommen hierzulande nicht so häufig vor wie die Lyme Borreliose: Während man in ganz Deutschland mit Borreliose-infizierten Zecken in Kontakt kommen kann, ist die Verbreitung von FSME auf Bayern und Teile Thüringens und Sachsens beschränkt. Die Bezeichnung Zeckenrisikogebiet ist irreführend, weil sie sich ausschließlich auf Regionen bezieht, in denen gehäuft FSME Infektionen belegt sind.

Schätzungen zufolge infizieren sich jährlich etwa 60.000 Menschen mit Borrelia burgdorferi. Wie viele Zecken mit den Bakterien verseucht sind, ist regional unterschiedlich. Der Übergang der Erreger in das menschliche Blut erfolgt 12 bis 24 Stunden nach dem Zeckenstich.

Ungefähr 5 % der infizierten Insekten lösen dabei eine Infektion aus. 2 % der angesteckten Personen zeigen anschließend Borreliose Symptome. Die Lyme Borreliose ist nicht ansteckend.

 

Inkubationszeit der Borreliose

Die Inkubationszeit variiert je nach Symptom. Die Wanderröte (Erythema migrans) tritt üblicherweise zwischen dem siebten und zehnten Tag nach der Infektion auf. Die ersten neurologischen Anzeichen (frühe Neuroborreliose) zeigen sich einige Wochen später.

Die späte Neuroborreliose, Lyme-Arthritis, Lyme-Karditis und späte Hautsymptome können sich Monate oder Jahre nach der Ansteckung entwickeln.

 

Borreliose Symptome

Die Lyme Borreliose lässt sich schwer diagnostizieren, weil sie teilweise mit unspezifischen Krankheitsanzeichen auftritt.

Darüber hinaus variiert die Symptomatik von Mensch zu Mensch. Eines der klassischen Borreliose Symptome ist eine kreisförmige Rötung rund um den Einstich. Diese sogenannte Wanderröte hat einen Durchmesser von wenigstens fünf Zentimetern und wird später im Zentrum oft blasser. Sie zeigt sich meist einige Tage nach dem Zeckenstich.

In anderen Fällen kommt es mehrere Wochen danach zur Borreliose Wanderröte. Manche Menschen entwickeln dieses eindeutige Symptom überhaupt nicht, andere wiederum sogar an mehreren Körperstellen.

 

Die nach einem Zeckenbiss auftretende Wanderröte kann ein Zeichen für Borreliose sein

 

 

Zu den frühen Borreliose Symptomen gehören außerdem

  • Kopfschmerzen
  • Fieber
  • Abgeschlagenheit
  • Müdigkeit

Bei der Lyme Borreliose unterscheiden die Mediziner die drei Stadien akute, chronische und verschleppte Borreliose. Zur akuten Phase zählen neben der lokalen Infektion mit den genannten Primärsymptomen noch die Ausbreitung der Bakterien über das Blut. Sie gelangen in die Gelenke, den Herzmuskel und das periphere, vegetative und zentrale Nervensystem.

 

Die chronische Krankheitsform tritt frühestens sechs Monate und spätestens acht Jahre nach der Infektion mit dem Erreger in Erscheinung und kann Monate andauern. Wird sie nicht behandelt, spricht der Mediziner von einer verschleppten Borreliose mit zeitweilig wiederkehrenden Symptomen.

Charakteristisch für die chronische und die verschleppte Borreliose sind diverse unklare Krankheitsanzeichen, die schwerpunktmäßig einzelne Körperregionen betreffen. Die Frage Was passiert, wenn man Borreliose hat, lässt sich also nicht pauschal beantworten.

Es gibt sogar Fälle, bei denen die Ansteckung mit dem Bakterium keine Erkrankung zur Folge hatte.

So findet man bei Waldarbeitern oft eine stark erhöhte Anzahl von Borreliose Antikörpern im Blut, ohne dass es zum Krankheitsausbruch kommt. In manchen Regionen Deutschlands lassen sich bei bis zu 20 % der dort ansässigen Menschen Antikörper gegen den Erreger nachweisen.

Allerdings lässt sich die Frage Wie äußert sich Borreliose wenigstens allgemein beantworten, wenn auch keines der im Folgenden aufgeführten Krankheitsanzeichen zwangsläufig vorkommen muss.

Im Anschluss an die frühen Anzeichen lassen sich grippeähnliche Borreliose Symptome beobachten. Der Patient leidet an Nachtschweiß und verspürt in den Gelenken, Muskeln und im Nackenbereich starke Schmerzen. Bei Kindern tritt ein Lymphozytom auf. So nennt der Mediziner ein bläulich-rotes Hautknötchen an einem Ohrläppchen oder einer anderen Körperstelle. Mitunter treten sogar mehrere dieser Schwellungen in unterschiedlichen Körperregionen auf.

Breiten sich die Erreger im gesamten Körper aus, können sie folgende Bereiche des Körpers befallen:

  • den Herzmuskel

  • die Gelenke

  • Nerven, Gehirn und Hirnhäute

  • die Augen

  • die Haut

 

Die Infizierten verspüren starke Schmerzen und klagen über

  • Kopfschmerzen

  • Fieber

  • ein allgemeines Schwächegefühl

  • starke Müdigkeit ohne vorherige körperliche Belastung

 

Sie haben Konzentrationsstörungen und ein eingeschränktes Kurzzeitgedächtnis. Im Fall einer Neuroborreliose müssten spezielle Antikörper im Nervenwasser nachweisbar sein.

Dennoch ist der Borreliose Test oft ohne Befund. Ist bei der Neuroborreliose das vegetative Nervensystem betroffen, kommt es bei den Patienten zu erhöhtem oder verringertem Puls, Blutdruckschwankungen, starkem Schwitzen, Temperaturveränderungen und gestörter Durchblutung.

Im Bereich des peripheren Nervensystems treten ein- oder beidseitige Gesichtslähmungen, Nervenwurzelentzündungen, Nervenentzündungen, Engpasssyndrome an den oberen Extremitäten und Polyneuropathien auf.

Die Infektion des zentralen Nervensystems mit Borrelia burgdorferi macht sich mit Symptomen wie Gangstörungen, gestörter Feinmotorik und Entzündungen im Gehirn- und Rückenmarksbereich bemerkbar. Bei Kindern zeigt sich die Neuroborreliose oft mit einer Hirnhautentzündung (Meningitis).

Im Rahmen der chronischen Borreliose kann es darüber hinaus zu psychiatrischen Symptomen kommen (Stimmungsschwankungen bis hin zur Depression, erhöhte Reizbarkeit, Ängste, Schlafstörungen, Sprechstörungen, Denk- und Wortfindungsstörungen).

Das chronische Stadium ist für die Diagnostik besonders problematisch. Die Blutwerte vieler Patienten sind trotz Borreliose unverändert. Dann erhält der Patient beispielsweise die falsche Diagnose Depressionen und wird mit Antidepressiva behandelt.

 

Zu den weiteren körperlichen Borreliose Symptomen, die wie die anderen Anzeichen schubartig auftreten und wieder abklingen, gehören

  • Lymphknotenschwellungen

  • Missempfindungen (Kribbeln, brennender Schmerz auf der Haut)

  • Kopfschmerzen

  • nächtliches Herzrasen

  • Gelenkprobleme (einseitige Knie- oder Hüftgelenksergüsse, Schwellungen der Zehen- und Fingergelenke)

  • Augenfunktionsstörungen (Doppelbilder, Gesichtsfeldausfälle)

  • eine oft in Kombination mit einer Polyneuropathie auftretende chronische Hautentzündung (Akrodermatitis chronica atrophicans, ACA)

 

In seltenen Fällen zeigen sich gleich nach der Streuung der Erreger eine Lyme-Arthritis oder/und eine Lyme-Karditis. Bei ersterer leidet der Patient an geschwollenen schmerzenden Gelenken. Die Symptome treten schubweise auf und betreffen oft die Kniegelenke.

Die von der Lyme Borreliose verursachte Herzentzündung (Karditis) geht mit Herzrhythmusstörungen und eventuell Brustschmerzen und Atemnot einher. Beide Krankheitsanzeichen treten allerdings meist erst als Borreliose Spätfolgen in Erscheinung. Augenentzündungen sind bei den Patienten eher selten.

Zu den Borreliose Spätfolgen gehört außerdem eine bestimmte chronische Hautentzündung. Sie betrifft vornehmlich ältere weibliche Infizierte. Und zeigt sich im Anfangsstadium mit geschwollener und geröteter Haut an Zehen, Fingern und den Streckseiten von Beinen und Armen.

Die entzündeten Körperareale verfärben sich im weiteren Verlauf bläulich-violett. Über den durchscheinenden Venen ist die Haut dann extrem dünn und ohne Haarwuchs. Die späte Neuroborreliose kommt glücklicherweise recht selten vor. Davon betroffene Patienten leiden an einer fortschreitenden chronischen Entzündung des Zentralnervensystems (Enzephalomyelitis).

Sie zeigt sich mit unsicherem Gang, Koordinationsproblemen, Hörverlust, Sprachproblemen, gelähmten Extremitäten und Inkontinenz.

In seltenen Fällen kann es auch zu einer Gefäßentzündung im Gehirn oder einer Epilepsie kommen.

 

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Borreliose Diagnostik und Test

Menschen, die von einer Zecke gestochen werden und anschließend grippeähnliche Symptome und eventuell sogar die typische Borreliose Wanderröte bei sich feststellen, sollten schnellstmöglich ihren Hausarzt konsultieren.

Dieser wird dann die Borreliose mit entsprechenden Antibiotika behandeln. Besonders schwierig ist es, eine chronische oder späte Borreliose zu diagnostizieren. Der Zeckenstich ist schon vergessen, die Wanderröte verschwunden. Der Arzt muss in diesem Fall die erkennbaren Symptome differentialdiagnostisch abklären.

Es gibt verschiedene Borreliose Tests, die den Erreger selbst und andere, die vorhandene Antikörper nachweisen. Der Antikörpernachweis wird oft mit Immunoblot durchgeführt.

Diese Borreliose Tests sind jedoch nicht standardisiert. Zeigt der Suchtest einen positiven Befund, muss dieser durch Immunoblot verifiziert werden. Die Laboruntersuchung der Borreliose Blutwerte zeigt meist 14 bis 30 Tage nach der Infektion eine erhöhte Antikörperzahl. PCR-Tests, die die DNA des Bakteriums nachweisen, sind nur bei akuter Lyme Borreliose aussagekräftig.

Können weder Borreliose Antikörper noch der Erreger selbst nachgewiesen werden, muss ein Lymphozytentransformationstest (LTT) durchgeführt werden.

 

Borreliose Behandlung

Eine frühe Lyme Borreliose und eine Borreliose bei Kindern lassen sich gut mit Antibiotika behandeln.

Ängstliche Patienten, die sich die Frage stellen Kann man Borreliose komplett heilen, können daher aufatmen. Die Therapie der Wahl besteht aus Borreliose Antibiotika wie Amoxicillin oder Doxycyclin, die 14 Tage lang eingenommen werden. Amoxicillin wird Schwangeren und Kindern verordnet. Doxycyclin ist für die Borreliose Behandlung Erwachsener geeignet.

Bei Patienten mit chronischer Borreliose sind mehrwöchige Infusionen mit Cefotaxim und Ceftriaxon erforderlich.

Eine vorbeugende Verordnung von Borreliose Antibiotika sofort nach dem Zeckenstich sollte besser nicht erfolgen, weil zu diesem Zeitpunkt noch nicht sicher ist, ob der Betroffene überhaupt erkrankt. Wie Versuchsreihen beweisen, ist die Borreliose zwar heilbar, kann aber Infizierten nicht helfen, die an einer Allergie gegen Breitband-Antibiotika leiden.

Glücklicherweise kann die Frage mancher Betroffener "Ist die Borreliose tödlich" verneint werden. Die Erkrankung selbst ist es nicht. Allerdings können in seltenen Fällen Symptome auftreten, die zum Tod führen können (Herzrhythmusstörungen bei Borreliose-Karditis).

 

Borreliose Impfung

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist es nicht möglich, sich gegen die von Borrelien ausgelöste Infektionskrankheit impfen zu lassen. Daher besteht die beste Prophylaxe darin, nicht medizinische Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen.

 

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So schützen Sie sich vor Zeckenstichen

Weil es bis dato keine Borreliose Impfung gibt, ist es ratsam, den Kontakt mit Zecken zu vermeiden. Mit den folgenden Tipps können Sie die Gefahr von Zeckenbissen verringern und sich gleichzeitig vor der Frühsommer-Meningoenzephalitis schützen.

 

  • Tragen Sie grundsätzlich nur lange Hosen und langärmelige Hemden, wenn Sie im Grünen spazieren gehen. Ziehen Sie Ihre dicken Socken über die Hosenbeine und stecken Sie Ihr Hemd in die Hose. Und gehen Sie bitte nur mit festem Schuhwerk und einer Kopfbedeckung wandern.
  • Damit Sie die Zecken schneller entdecken und abschütteln können, ziehen Sie am besten helle und einfarbige Kleidungsstücke an.
  • Freie Hautpartien lassen sich durch das Auftragen eines Anti-Mücken-Mittels vor Zeckenbissen schützen. Erkundigen Sie sich aber zuvor, ob es auch bei Zecken wirksam ist.
  • Weil viele der Blutsauger im oberen Bereich hoher Gräser sitzen, bleiben Sie besser nur auf den Wegen.
  • Sind Sie im Wald unterwegs, um Pilze oder Beeren zu sammeln, müssen Sie natürlich vom Weg abweichen. Optimalen Schutz vor Zeckenbissen bieten Ihnen dabei hohe Gummistiefel.
  • Weil sich die Spinnentiere gern in feucht-warme Hautfalten und auf dünne Haut setzen und bei Kindern den Haaransatz und die Kopfhaut befallen, suchen Sie diese Stellen bitte mehrmals gründlich ab. Andere bevorzugte Saugstellen sind der Bereich hinter den Ohren, zwischen den Zehen, unter den Achseln, Hals und Bauchnabel.
  • Waschen Sie bitte die getragene Kleidung bei mindestens 60 °C. Nur diese Temperatur und ein Aufenthalt im Wäschetrockner sind für Zecken tödlich.
  • Stellen Sie beim Absuchen Ihrer Haut fest, dass es einer der Blutsauger trotzdem geschafft hat, Sie zu stechen, verfallen Sie bitte nicht in Panik. Beschaffen Sie sich schnell eine Zeckenzange oder holen Sie sich eine gut greifende Pinzette. Packen Sie die Zecke nahe der Hautoberfläche und ziehen Sie sie langsam und gerade nach oben aus der Haut. Anschließend desinfizieren Sie die Einstichstelle.
  • Manche Zeckenarten haben sich auf Tiere spezialisiert. Sind Sie mit Ihrem Hund draußen unterwegs, ist es ratsam, sein Fell regelmäßig nach Zecken abzusuchen: Auch Ihr Hund kann an Borreliose erkranken.
  • Ist Ihre Katze ein Freigänger, sollten Sie auch ihr fell täglich auf Zecken kontrollieren. Und legen Sie ihr bitte ein Zeckenhalsband an.

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